lDie Bengalkatze (Prionailurus bengalensis) oder Leopardkatze ist eine wildeKatze Süd- und Ostasiens. Seit 2002 wird die Bengalkatze in der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion IUCN als Nicht Gefährdet(Least Concern) geführt, da sie weit verbreitet ist. In einem Teil ihres Verbreitungsgebietes ist sie jedoch durch Habitatverlust und Jagd bedroht.
Die Bengalkatze ist etwa so groß wie eine Hauskatze, aber schlanker und hat längere Beine. Ihr Kopf ist mit zwei markanten dunklen Streifen gezeichnet, relativ klein mit einer hellen, kurzen und schmalen Schnauze und runden Ohren, die rückseitig schwarz sind mit einem kleinen hellen Fleck in der Mitte. Auf Körper und Gliedmaßen hat sie schwarze Flecken unterschiedlicher Größen und Formen und zwei bis vier Reihen länglicher Flecken über dem Rücken. Der Schwanz ist gefleckt mit ein paar Ringen am Ende. Der Hintergrund ihres gefleckten Fells ist gelbbraun bis silbergrau gefärbt mit weißem Bauch. Die Färbung und Größe der Flecken als auch Körpergröße und Gewicht variieren in ihrem weiten Verbreitungsgebiet jedoch so stark, dass sie für unterschiedliche Arten gehalten wurde. In denTropen lebende Bengalkatzen wiegen zwischen 550 g und 3,8 kg bei einer Kopf-Rumpf-Länge von 38,8–66 cm und einer Schwanzlänge von 17,2–31 cm. Die im Norden Chinas und Sibirien lebenden wiegen bis zu 7,1 kg bei einer Kopf-Rumpf-Länge bis 75 cm; vor dem Winter nehmen sie in der Regel an Gewicht zu, das sie bis zum Frühjahr wieder verlieren.[2]
Die Bengalkatze zeichnet sich durch eine große innerartliche Variabilität aus. Dabei unterscheiden sich vor allem Bengalkatzen aus den nördlichen Teilen des Verbreitungsgebietes, etwa aus Ostsibirien erheblich von den Formen aus Gebieten in Äquatornähe. Im Süden ist die Grundfarbe gelblich-braun, ähnlich einem Leoparden, im Norden dagegen blass silbergrau.[3] Die Flecken sind bei nördlichen Populationen große Rosetten, bei südlichen Bengalkatzen kleine Tupfen.
Bengalkatzen sind die am weitesten verbreiteten Kleinkatzen Asiens. Ihre Verbreitung reicht vom Amur-Gebiet im Fernen Osten Russlands über Korea,China, Indochina, nach Westen bis zum Norden Pakistans und nach Süden bis auf die Philippinen und die Sunda-Inseln Indonesiens. Sie sind in landwirtschaftlich genutzten Regionen anzutreffen, bevorzugen aber bewaldete Gebiete. Sie leben in tropischen immergrünen Regenwäldern und Plantagen auf Meereshöhe sowie in subtropischen feuchten Mischwäldern undNadelwäldern der Vorberge des Himalaya in Höhen über 1000 m.[2] Im Jahr 2009 wurde eine Bengalkatze in Nepals Makalu-Barun-Nationalpark auf einer Höhe von 3254 m mithilfe einer Kamerafalle fotografiert. In dem vonRhododendron, Eichen und Ahorn dominierten Gebiet der Untersuchung leben mindestens sechs Individuen.[4] Im Nordosten ihres Verbreitungsgebiets leben sie in der Nähe von Flussläufen, Tälern und in Schluchtwäldern, meiden aber Gegenden, in denen mehr als 10 cm Schnee liegt.[5] In trockenen baumlosen Gegenden Pakistans sind sie selten.[6]
Im Tabin-Wildreservat Sabahs untersuchte Bengalkatzen hatten im Durchschnitt 3,5 km2 große Reviere.[7] In Thailands Phu Khieu Wildreservat wurden zwischen 1999 und 2003 20 Bengalkatzen mit Funkhalsbändernversehen. Kuder hatten 2,2 km2 bis 28,9 km2 große Streifgebiete, die der 6 Katzen waren zwischen 4,4 km2 bis 37,1 km2 groß.[8]
Seit 1792 sind zahlreiche Unterarten der Bengalkatze beschrieben worden, deren Gültigkeit teilweise umstritten ist. Die Amurkatze (Prionailurus bengalensis euptilura) aus Nordostasien könnte eine eigene Art darstellen, genetische Untersuchungen lieferten bisher jedoch keine eindeutigen Ergebnisse. Die genetischen Unterschiede zwischen Amurkatzen und Bengalkatzen aus Südostasien sind so groß, dass eine Klassifizierung als eigene Art gerechtfertigt erscheint; die Unterschiede zu chinesischen Bengalkatzen sind jedoch so gering, dass eine taxonomische Einordnung als Unterart angebracht ist.[3]
Ursprünglich als eigenständige Art beschrieben wurde die Iriomote-Katze.[9]Genetische Untersuchungen deuten darauf hin, dass diese japanische Wildkatze eine Unterart von Prionailurus bengalensis ist.[10]
Gegenwärtig werden folgende Unterarten anerkannt:[1][3]
Bengalkatzen sind Einzelgänger. Sie können gut klettern und sind in Ölpalm-Plantagen Sabahs auf der Jagd nach Nagetieren und Käfern bis zu 4 m über dem Boden lokalisiert worden.[14] Sie ruhen in Bäumen, verstecken sich aber auch in Dickicht am Boden. Manche sind tagsüber aktiv; sie jagen aber meist in der Dämmerung und nachts vorwiegend Langschwanzmäuse, Spitzhörnchenund Hasen.[8]
Sie können gut schwimmen und haben kleine Inseln in einiger Entfernung zur Küste besiedelt. Zu ihren Beutetieren gehören Vögel, Reptilien, Fische und Krebstiere.
Vor allem in China wird die Bengalkatze wegen ihres Fells gejagt. Zwischen 1984 und 1989 wurden etwa 200.000 Felle jährlich exportiert. Eine im Jahr 1989 bei chinesischen Pelzhändlern durchgeführte Untersuchung ergab mehr als 800.000 Felle in Lagerbeständen. Seit die Europäische Union die Einfuhr von Manulfellen verboten hat, ist Japan zum Hauptabnehmer geworden und hat 1989 50.000 Felle importiert.[15] Auch wenn der Handel nachgelassen hat, werden Bengalkatzen nach wie vor wegen ihres Fells und zu Nahrungszwecken gejagt oder zur Verwendung als Haustier gefangen.[1]
Zwischen 1991 und 2006 wurden in Myanmar während Erhebungen auf vier Märkten 483 Körperteile von mindestens 443 Individuen gezählt. Drei der untersuchten Märkte befinden sich in der Nähe internationaler Grenzen zwischen China und Thailand und sind auf internationale Käufer ausgerichtet. Die Bengalkatze ist zwar umfänglich durch Myanmars nationale Gesetzgebung geschützt, aber die Durchsetzung dieser Gesetze und der Vollzug desWashingtoner Artenschutzübereinkommens wird als unzureichend betrachtet.[16]
Prionailurus bengalensis ist im Anhang II des Washingtoner Artenschutzübereinkommen aufgeführt und steht in den meisten Ländern ihres Verbreitungsgebietes unter Naturschutz. Den Populationen in Bangladesch, Indien und Thailand wird in nationalen Gesetzen der höchste Schutz zugesprochen. Jagd auf Bengalkatzen ist in Afghanistan, Bangladesch, Kambodscha, Hong Kong, Indien, Indonesien, Japan, Malaysia, Myanmar, Nepal, Pakistan, Philippinen, Russland, Thailand und Taiwan verboten.[1]
Im Endangered Species Act der USA ist Prionailurus bengalensis als gefährdet (endangered) aufgeführt.[17]
Seit 1995 unterstützt die japanische Regierung ein Programm zum Naturschutz der Tsushima-Leopardkatze (jap. 対馬山猫, Tsushima yamaneko, „Tsushima-Wildkatze“), die in der japanischen Roten Liste als stark gefährdet geführt wird.[18]
Im Jahr 1792 beschrieb Robert Kerr in seiner Übersetzung von Carl von Linné’s Systema Naturae erstmals die Bengalkatze als im Süden Bengalensbeheimatete Felis bengalensis.[19] Zwischen 1829 und 1922 sind 20 Beschreibungen publiziert worden, deren Verfasser Bengalkatzen unter die Gattung Felis und Leopardus einordneten.[11] Wegen der individuellen farblichen Variationen wurden Bengalkatzen aus dem EinflussbereichBritisch-Indiens als Felis nipalensis und Felis pardochrous aus Nepal,Leopardus ellioti aus der Gegend um Bombay, als Felis wagati und Felis tenasserimensis aus Tenasserim und Leopardus horsfieldi aus Bhutan beschrieben. Erst Reginald Innes Pocock ordnete sie 1939 der GattungPrionailurus zu. Ihm standen einige Schädel und mehrere Dutzend Felle zur Verfügung, die aus vielen Regionen stammten. Anhand dieses breiten Spektrums an Fellen schlug er vor, zwischen einer südlichen UnterartPrionailurus bengalensis bengalensis aus wärmeren Breitengraden und einer nördlichen aus dem Himalaya Prionailurus bengalensis horsfieldi zu unterscheiden, da letzteren im Winter ein dichteres Fell wächst als den südlichen. Anhand von sieben Fellen aus der Gegend um Gilgit und Karatschibeschrieb er Bengalkatzen unter dem Namen Treveleyans BengalkatzePrionailurus bengalensis trevelyani, weil diese Felle langhaariger, blasser und grauer waren als die aus dem Himalaya. Er spekulierte, dass trevelyani in felsigeren, weniger bewaldeten Habitaten lebt als bengalensis und horsfieldi.[20]
Aus China stammende Felle und Schädel wurden zwischen 1837 und 1930 alsFelis chinensis, Leopardus reevesii, Felis scripta, Felis microtis, decolorata,ricketti, ingrami, anastasiae und sinensis beschrieben, die später unter Felis bengalensis chinensis zusammengefasst wurden.[11] Nachdem zu Beginn des 20. Jahrhunderts britische Naturforscher während einer Erkundungsreise inOstasien Wildkatzen auf der Insel Tsushima in der Koreastraße sichteten und Felle nach London schickten, ordnete Oldfield Thomas die Population unter Felis microtis ein, die Henri Milne-Edwards 1872 beschrieb.[21]
Die Ähnlichkeit von zwei Fellen aus Sibirien motivierte Daniel Giraud Elliot im Jahr 1871 Felis euptilura zu beschreiben. Das eine Fell war auf einer Zeichnung mit Beschreibung von Gustav Radde abgebildet; das andere war Teil einer Sammlung des Zoologischen Gartens am Regent’s Park. Beide waren hell bräunlich-gelb, stark grau durchzeichnet mit rot-braunen Flecken, grauem Kopf und dunkelroten Streifen über den Wangen.[22] Als Felis manchurica beschrieb Tamezo Mori 1922 eine ähnlich gefleckte, aber heller grau gezeichnete Katze anhand eines Felles aus der Nähe von Mukden in der Mandschurei.[23] Später wurden beide unter dem Trinomen Felis bengalensis euptilura als Unterart der Bengalkatze gruppiert.[11] In den 1970er Jahren widersprachen russische Zoologen wie Geptner, Gromov und Baranova dieser bis dahin herrschenden Klassifizierung. Sie legten Wert auf die BezeichnungAmurkatze, da die ihnen zur Verfügung stehenden Felle und Schädel sich stark von denen unterschieden, die aus Südostasien stammten, und betrachteten die Amurkatze als eine eigene Art.[24][25] Im Jahr 1987 wiesen chinesische Zoologen darauf hin, dass die im Nordosten Chinas vorkommenden Katzen große Ähnlichkeiten sowohl mit den weiter nördlich vorkommenden Amurkatzen als auch mit den weiter südlich vorkommenden Bengalkatzen haben. Sie argumentierten, dass im Hinblick darauf die Klassifizierung der Amurkatze als Art nicht gerechtfertigt sei.[26]
Die Iriomote-Katze wurde 1967 als eigenständige Art Prionailurus iriomotensis mit dem Synonym Mayailurus iriomotensis vorgeschlagen.[9] In den 1990er Jahren durchgeführte mtDNA-Analysen deuten darauf hin, dass die Iriomote-Katze als auch die Wildkatzen von Tsushima als Unterart vonPrionailurus bengalensis zu bewerten sind.[10]
Nach phylogeografischen Untersuchungen ist die Tshushima Leopardkatze enger mit der Amurkatze verwandt und wird zusammen mit ihr als UnterartPrionailurus bengalensis euptilura klassifiziert. Die Population besiedelte Tsushima vermutlich vor 30.000 Jahren von Korea aus.[13]d >>